Kutschenhaus im Kontext barocker Baukunst und moderner Wohnnutzung
Nordöstlich von Schlich, in unmittelbarer Nähe des Kommerbachs, liegt das denkmalgeschützte Herrenhaus Schlickum – ein ehemaliger Rittersitz aus dem 18. Jahrhundert, entworfen von den niederländischen Architekten Soiron aus Maastricht. Die barocke Hofanlage war ehemals als Burglehen dem Haus Liedberg zugeordnet und diente zur Sicherung des Lebensunterhalts seiner Besitzer.
Mit dem Erwerb zur privaten Nutzung begann eine behutsame und etappenweise Sanierung der Anlage. Die barocke Fassadengliederung mit ihrem charakteristischen Mittelrisalit, originale Bauteile wie ein Natursteinbrunnen, sowie Fenster- und Fassadenelemente wurden denkmalgerecht restauriert oder in Anlehnung an historische Vorbilder rekonstruiert. So entstand ein Ensemble, das sich im Geist seiner Entstehungszeit präsentiert und zugleich ein komfortables Wohnumfeld auf hohem Niveau bietet.
Nach Abschluss der Sanierung des Haupthauses im Jahr 2004 rückte das benachbarte Kutschenhaus als nächster Bauabschnitt in den Mittelpunkt. Die Aufgabe: Die architektonische Substanz des historischen Baus respektieren, die Raumwirkung des sieben Meter hohen Volumens erhalten – und gleichzeitig ein Wohnumfeld schaffen, das heutigen ästhetischen und funktionalen Ansprüchen gerecht wird.
Diese Herausforderung wurde mit einer klaren gestalterischen Haltung beantwortet. Die Intervention folgt der ursprünglichen architektonischen Sprache des niederländischen Barocks und führt sie mit zeitgenössischen Elementen fort. Der hohe Raum bleibt erlebbar – als offener, flexibler Wohnbereich, der sich je nach Jahreszeit zum offenen Kamin oder zur großzügigen Terrasse orientiert. Eine auf radialer Geometrie basierende Galerieebene übernimmt dabei die Rolle eines ordnenden, architektonischen Elements und gliedert den Raum auf subtile Weise.
Die Galerie selbst ist als familieneigener Rückzugsort konzipiert und über eine Wendeltreppe erreichbar, die das Raumvolumen vertikal öffnet. Die transparent verglaste Brüstung der Galerie führt das Thema Leichtigkeit und Offenheit konsequent bis ins Erdgeschoss weiter.
Diese Lösung vereint das Formenvokabular des barocken Ursprungs mit moderner Gestaltung: klare Linien, zurückhaltende Materialien und eine respektvolle Haltung gegenüber der historischen Substanz. So entsteht ein Raum, der Vergangenheit und Gegenwart in architektonischer Harmonie zusammenführt – mit einer gestalterischen Klarheit, die sowohl der Geschichte des Ortes als auch seiner neuen Nutzung gerecht wird.
© marco glashagen.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.